Schachanekdote

Der Störenfried

Der beste Spieler Frankreichs und der beste Spieler Englands trugen
mehrere Wettkämpfe aus, um herauszufinden, wer der beste Spieler der
Welt sei. Die Partien fanden im Jahr 1834 im Londoner Westminster Chess
Club statt. Im Grunde war es die erste, wenn auch inoffizielle
Weltmeisterschaft, denn den Titel gab es noch nicht. Zu der Zeit gab es
auch noch keine Bedenkzeitregelung, denn auch die Schachuhr war noch
nicht erfunden. Jeder konnte über seinen Zug nachdenken so lange er
wollte. Auch das Verhalten der Zuschauer war völlig anders als die Meister
von heute es gewohnt sind - mehr so wie beim Fußball. Die beiden Meister
saßen an einem Tischchen und die Zuschauer saßen oder standen
unmittelbar und durch keine Vorrichtung abgetrennt darum herum. Es
herrschte ein ohrenbetäubender Lärm durch das allgemeine Palaver. De
LaBourdonnais war das von seinem sonstigen Betätigungsfeld, dem Cafe de
la Regence durchaus gewohnt und ließ sich nicht stören, während es seinen
Gegner reichlich nervös machte. Der Augenzeuge Walker berichtet: "Ich
habe miterlebt, wie einer meiner Landsleute den Clubraum betrat, während
die beiden Spieler über einer sehr kniffligen Stellung brüteten. Unser
Freund schüttelt als Erstes jedem der beiden Spieler die Hand; dann schob
er sich zwischen sie und betrachtete gemächlich die Stellung, wobei er sich
mit beiden Händen mitten zwischen die Figuren auf das Brett stützte.
Schließlich, nach einem halben Dutzend Fragen wie: "Ist das Ihre erste
Partie heute?"..."Dieser Turm scheint ja in einer teuflischen Klemme zu
stecken."..."Wer ist am Zug", ließ er es doch zu, dass die beiden Spieler ihre
Partie fortsetzten.