von Peter Riha
Prachtvoller Festsaal des Wiener Rathauses als Austragungsort des Vienna Chess Open
Ich möchte einige Eindrücke vom diesjährigen Wiener Open weitergeben, welches ich gerade gespielt habe. Vielleicht zieht der eine oder andere ja in Betracht, dieses Turnier auch einmal zu spielen.
Das Turnier findet grundsätzlich alle zwei Jahre in der zweiten Augusthälfte im historischen Wiener Rathaus statt. Da das Rathaus aber 2017 renoviert wird, wird das nächste Turnier bereits 2016 stattfinden, dann wieder 2019. Gespielt werden 9 Runden in 9 Tagen, von Samstag bis übernächsten Sonntag. Von Montag bis Freitag wird um 17.00 Uhr begonnen, so dass man speziell an diesen Tagen gute Gelegenheit hat, etwas von Wien zu sehen, wovon meine mitgereiste Frau und ich reichlich Gebrauch machten. 40 Züge in 90 Minuten plus 30 Minuten für den Rest plus 30 Sekunden pro Zug vom ersten Zug an.
Das Turnier wurde feierlich eröffnet, u.a. in Gegenwart des georgischen Präsidenten des Europäischen Schachverbandes, der darauf hinwies, dass es sich um eine der größten Schachveranstaltungen der Welt handelt. Er lieferte eine bemerkenswerte Begründung dafür, dass die Menschheit davon Abstand nehmen solle, Kriege zu führen, weil man dann nämlich mehr Zeit für Schach hat. Der Vorsitzende des Wiener Vereins wies mit berechtigtem Stolz darauf hin, dass Wien die Heimat so bedeutender Meister wie Steinitz, Schlechter, Spielmann, Grünfeld und Reti war.
Gespielt werden ein A-, ein B-, ein C- und ein D-Turnier, wobei C- und D-Turnier nur für österreichische Spieler offen sind. Das B-Tunier ist für Spieler unter 2000 ELO offen. An allen vier Turnieren zusammen nahmen 860 Spieler teil.
Das diesjährige A-Turnier wurde vom italienischen IM Rambaldi mit 7,5 Punkten gewonnen, punktgleich gefolgt von 4 GMs. Es nahmen insgesamt 18 GMs und 37 IMs teil, die FIDE-Meister habe ich nicht gezählt. Diesem Raubfischbecken entging ich allerdings, da ich für das B-Turnier gemeldet hatte. Dort erzielte ich 50 %. Ich hatte gar nicht gewusst, dass solche Turniere auch DWZ-mäßig ausgewertet werden. Dem ist aber so. Nach dem für mich katastrophal verlaufenen Kieler A-Turnier, bei dem ich 35 DWZ-Punkte verloren hatte, konnte ich jetzt 40 DWZ-Punkte hinzugewinnen. Meine Gegnerschaft war international zusammengesetzt: 3 Österreicher, zwei Deutsche, eine Russin und ein Russe, ein Ire sowei eine 11-jährige Türkin, die den Titel WCM führte, ich vermute „woman child master“. Jedenfalls trotzte sie mir, obwohl ich sie, gegen ihren klassischen Benoni spielend, positionell unter Druck setzte, ein Remis ab.
Ich kann die Teilnahme an diesem Turnier in (fast) jeder Hinsicht empfehlen. Die Einschränkung beruht darauf, dass es an den ersten Tagen brutal heiß war. Das besserte sich aber ab dem dritten Turniertag, und selbstverständlich ist der Spielsaal klimatisiert. Man sagte mir auch, das sei der heißeste Sommer in Wien seit etlichen Jahren.